Die Dunkelziffer, also die Zahl der nicht gemeldeten und daher nicht bekannten Fälle, ist bei sexueller Gewalt an Kindern sehr hoch. Das heißt, dass sich Statistiken nur auf bekannt gewordene bzw. angezeigte Fälle beziehen können. ExpertInnen sind jedoch in der Lage, Schätzungen vornehmen, die das Dunkelfeld berücksichtigen. So geht man z.B. davon aus, dass weltweit jedes vierte Mädchen und jeder achte Bub mindestens einmal während der Kindheit bzw. Jugend Opfer eines sexuellen Übergriffs wird (Unicef 2014).
Noch schwieriger ist es, genaue Zahlen zu kommerzieller, sexueller Ausbeutung zu eruieren. Die betroffenen Kinder nehmen sich selbst oft nicht als Opfer wahr, da sie häufig von TäterInnen manipuliert werden. Auch Scham und Angst verhindern eine Meldung an Behörden. Zudem fehlen eine einheitliche Definition von kommerzieller sexueller Ausbeutung und spezifische Methoden zur Datenerfassung.
Das Ausmaß der seelischen und körperlichen Verletzungen durch diesen Missbrauch kann aber ohnehin nicht in Zahlen gemessen werden. Für ECPAT ist schon EIN Kind, das kommerziell ausgebeutet wird zu viel.
Häusliche Gewalt
Sechs von zehn Kindern zwischen zwei und 14 Jahren erleben regelmäßig körperliche Strafen. Dies sind etwa eine Milliarde Kinder weltweit (UNICEF 2014).
Etwa jedes vierte Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren weltweit berichtet, dass es körperlichen Übergriffen ausgesetzt war. Sieben von zehn Opfern haben nie Hilfe gesucht, um die Übergriffe zu stoppen. (UNICEF 2014)
In Österreich gab es 2013 nach § 206 und § 207 StGB zu „(schwerem) sexuellen Missbrauch von Unmündigen“ 462 Verurteilungen (Statistik Austria, 2013).
Sexuelle Ausbeutung
Die aktuellste Studie der International Arbeitsorganisation (ILO 2012) geht weltweit von 20,9 Millionen Menschen in Zwangsarbeitsverhältnissen aus, wobei rund 5,5 Millionen (26%) minderjährig sind. Diese Art von Arbeitsverhältnis wird definiert als "Arbeit oder Dienst, die von Menschen unter der Bedrohung physisch, psychisch oder finanziell bestraft zu werden und gegen den eigenen Willen vollzogen wird". Davon sind 4,5 Millionen (22%) Personen von sexueller Ausbeutung betroffen.
Kinderhandel/Menschenhandel
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) geht davon aus, dass weltweit 2,4 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel sind (ILO, 2009).
Im Zeitraum von 2007 bis 2010 waren nach Angaben von UNODC 55-60 % aller Betroffenen von Menschenhandel weiblich und rund 27 % Kinder unter 18 Jahre (UNODC, 2014).
Im Zeitraum 2010-2012 berichtet Eurostat von 30.146 behördlich registrierten Fällen von Menschenhandel in der EU, davon seien insgesamt 80% der Betroffenen weiblich, 16% minderjährig, und 2% zwischen 0 und 11 Jahre alt. Die Mehrheit (69%) der registrierten gehandelten Opfer wurden sexuell ausgebeutet, von den weiblichen Opfern seien es insgesamt 85%.
Innerhalb Österreichs wurden 2012, laut Angaben von Eurostat, 103 Personen als Betroffene des Menschenhandels identifiziert (EU, 2013).
Kinderpornographie bzw. Missbrauchsdarstellungen von Kindern
Die Internet Watch Foundation ging im Jahr 2014 von weltweit 31.266 Webseiten mit Darstellungen von sexuellem Missbrauch von Kindern aus. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies ein Anstieg um 137%! (IWF, 2014).
80 Prozent der minderjährigen Opfer, die auf kommerziellen, pornografischen Bildern zu sehen sind, sind jünger als 10 Jahre (ECPAT International, 2008).
In Österreich gingen 2014 bei der Meldestelle „Stopline“ 5.895 Hinweise zu Kinderpornografie ein, 995 der gemeldeten Darstellungen wurden als illegal eingestuft. (Stopline, 2015). Aber in nur 344 Fällen kam es nach § 207a StGB – Pornographische Darstellungen Minderjähriger zu Verurteilungen (Statistik Austria, 2013).